Alles rund um Auslagenerstattungen

Von
Kevin Merken
2.1.2025
6
min
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Auslagenerstattung im Unternehmen: Ein umfassender Leitfaden

Hast du dich schon einmal gefragt, was passiert, wenn du für dein Unternehmen Geld ausgibst und wie du diese Kosten zurückerstattet bekommst? Die Welt der Auslagenerstattung kann auf den ersten Blick kompliziert erscheinen, aber keine Sorge – wir klären auf. In diesem Leitfaden erfährst du alles Wissenswerte rund um das Thema Auslagenerstattung: von den Grundlagen über rechtliche Aspekte bis hin zu praktischen Tipps für die Umsetzung in deinem Unternehmen. Egal, ob du Mitarbeiter, Unternehmer oder einfach nur neugierig bist – dieser Artikel gibt dir einen detaillierten Überblick.

1. Was ist eine Auslagenerstattung?

Die Auslagenerstattung bezeichnet die Rückzahlung von Kosten, die ein Mitarbeiter im Rahmen seiner beruflichen Tätigkeit für das Unternehmen vorgestreckt hat. Diese Ausgaben sind notwendig, um geschäftliche Aufgaben zu erfüllen, und sollten daher vom Arbeitgeber übernommen werden. Wichtig zu wissen: Solche Erstattungen sind in der Regel steuer- und sozialabgabenfrei, vorausgesetzt, die Anschaffung dient betrieblichen Zwecken und bleibt (sofern anwendbar) im Besitz des Unternehmens.

Beispiel: Stell dir vor, du kaufst einen Grill für das Sommerfest deiner Firma. Wenn der Grill danach im Unternehmen bleibt, kann diese Ausgabe steuer- und abgabenfrei erstattet werden. Nimmst du den Grill jedoch mit nach Hause, sieht das Finanzamt darin einen geldwerten Vorteil. Dieser müsste dann, sofern er 50 Euro monatlich übersteigt, voll versteuert werden. Der Arbeitgeber könnte diesen Vorteil alternativ mit 30 % pauschal versteuern.

2. Die rechtlichen Grundlagen verstehen

Bevor du dich in die Praxis stürzt, ist es wichtig, die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu kennen:

  • Einkommensteuergesetz (EStG): Regelt die steuerliche Behandlung von Auslagen und bestimmt, welche Erstattungen steuerfrei sind.
  • Lohnsteuer-Durchführungsverordnung (LStDV): Enthält detaillierte Vorschriften zur Lohnsteuer bei Erstattungen.
  • Sozialversicherungsentgeltverordnung (SvEV): Bestimmt die sozialversicherungsrechtliche Behandlung von Erstattungen.

Grundsätzlich gilt: Auslagen, die im überwiegenden betrieblichen Interesse entstehen und angemessen nachgewiesen werden, sind steuer- und sozialversicherungsfrei.

3. Die verschiedenen Arten von Auslagen

a) Reisekosten
  • Fahrtkosten: Ob mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem privaten PKW – hier kannst du die Kilometerpauschale von 0,30 Euro pro gefahrenem Kilometer ansetzen.
  • Verpflegungsmehraufwand: Bei längeren Abwesenheiten kannst du Pauschalen geltend machen, z. B. 14 Euro im Inland bei mehr als 8 Stunden Abwesenheit.
  • Übernachtungskosten: Hotelkosten bei Dienstreisen werden ebenfalls erstattet.
b) Bewirtungskosten
  • Geschäftsessen: Kosten für die Bewirtung von Kunden oder Geschäftspartnern.
  • Interne Veranstaltungen: Verpflegung bei Firmenfeiern, Schulungen oder Seminaren.
c) Fortbildungskosten
  • Seminare und Workshops: Teilnahmegebühren für Weiterbildungen, die für deine berufliche Tätigkeit relevant sind.
  • Fachliteratur: Ausgaben für Bücher oder Fachzeitschriften.
d) Sonstige Auslagen
  • Arbeitsmittel: Büromaterialien, Werkzeuge oder technische Geräte, die du für deine Arbeit benötigst.
  • Telefon- und Internetkosten: Wenn du private Geräte für betriebliche Zwecke nutzt.

4. Steuerliche Behandlung im Detail

a) Steuerfreiheit

Erstattungen sind steuerfrei, wenn sie im überwiegenden betrieblichen Interesse erfolgen, ein tatsächlicher Aufwand nachgewiesen wird und gesetzliche Pauschalen eingehalten werden.

b) Pauschalen und Höchstbeträge

Für bestimmte Auslagen gelten festgelegte Pauschbeträge und Höchstbeträge:

  • Kilometerpauschale: 0,30 Euro pro gefahrenem Kilometer mit dem privaten PKW.
  • Verpflegungsmehraufwand: 14 Euro bei Abwesenheiten von mehr als 8 Stunden im Inland.
c) Nachweispflichten
  • Belegpflicht: Ohne Originalbeleg keine Erstattung. Achte darauf, alle Belege aufzubewahren.
  • Eigenbelege: Diese sind nur in Ausnahmefällen zulässig und sollten wirklich die Ausnahme bleiben.

5. Sozialversicherungsrechtliche Aspekte

Steuerfreie Auslagen sind in der Regel auch sozialversicherungsfrei. Es ist jedoch wichtig, die korrekte Abgrenzung zwischen Erstattung und Vergütung vorzunehmen, um keine Beitragsnachforderungen zu riskieren.

6. Die Rolle der Lohnbuchhaltung

a) Kontierung
  • Sachkonto: Auslagen werden auf entsprechenden Aufwandskonten verbucht.
  • Personenkonto: Die Zuordnung zum jeweiligen Mitarbeiter sorgt für Transparenz.
b) Lohnabrechnung
  • Steuerfreie Erstattungen: Werden oft nicht auf der Lohnabrechnung ausgewiesen, können aber zur Dokumentation aufgeführt werden.
  • Steuerpflichtige Beträge: Müssen korrekt erfasst und versteuert werden.
c) Dokumentation
  • Archivierung: Belege müssen gemäß gesetzlicher Aufbewahrungsfristen (in der Regel 10 Jahre) aufbewahrt werden.
  • Prüfung: Regelmäßige interne Kontrollen stellen die Compliance sicher und minimieren Risiken.

7. HR-Aspekte und Mitarbeiterkommunikation

a) Richtlinien und Prozesse
  • Reiserichtlinien: Klare Vorgaben für Reisen und Auslagen helfen, Missverständnisse zu vermeiden.
  • Genehmigungsverfahren: Festgelegte Prozesse für die Freigabe von Auslagen beschleunigen die Abwicklung.
b) Kommunikation mit den Mitarbeitern
  • Schulungen: Regelmäßige Informationen über Änderungen und Anforderungen halten dein Team auf dem Laufenden.
  • Transparenz: Offene Kommunikation über Richtlinien und Ansprechpartner fördert das Vertrauen und die Zufriedenheit.

8. Digitale Lösungen für die Auslagenerstattung

a) Software und Tools
  • Elektronische Belegerfassung: Belege können per App oder Scanner digitalisiert und direkt ins System eingespielt werden.
  • Automatisierte Workflows: Beschleunigen Genehmigungsprozesse und reduzieren Fehlerquellen.
b) Vorteile der Digitalisierung
  • Effizienzsteigerung: Weniger manuelle Arbeitsschritte bedeuten Zeit- und Kosteneinsparungen.
  • Rechtssicherheit: Zertifizierte Systeme gewährleisten die Einhaltung von GoBD und DSGVO.

9. Aktuelle Entwicklungen und Trends

a) Gesetzliche Änderungen
  • Anpassung von Pauschalen: Der Gesetzgeber überprüft regelmäßig die Pauschbeträge und passt sie gegebenenfalls an.
  • Steuerliche Förderungen: Neue Regelungen können die Förderung bestimmter Auslagen unterstützen, etwa im Bereich der digitalen Ausstattung für Homeoffice-Arbeitsplätze.
b) Neue Trends
  • Mobiles Arbeiten: Die Zunahme von Homeoffice und Remote Work führt zu neuen Auslagen, wie beispielsweise Kosten für die Internetnutzung oder ergonomische Büromöbel.
  • Nachhaltigkeit: Unternehmen berücksichtigen vermehrt ökologische Aspekte, etwa durch die Förderung von Bahnreisen statt Flügen.

10. Praktische Tipps für dich

  • Bleib informiert: Halte dich über gesetzliche Änderungen und interne Richtlinien auf dem Laufenden.
  • Kommuniziere klar: Informiere deine Mitarbeiter offen über Prozesse und Ansprechpartner für Auslagenerstattungen.
  • Dokumentiere sorgfältig: Sammle und archiviere Belege vollständig und korrekt.
  • Führe interne Audits durch: Regelmäßige Überprüfungen der Prozesse helfen, Schwachstellen zu identifizieren und zu beheben.
Freelancer und Auslagenerstattung

Als Freelancer gelten für dich besondere Regeln:

  • Eigene Aufwendungen: Auslagen im Rahmen deiner Tätigkeit werden aus Sicht der Behörden als eigene Aufwendungen gewertet.
  • Vorsteuerabzug: Du solltest die Ausgaben auf deinen Namen ausstellen lassen, um den Vorsteuerabzug geltend machen zu können.
  • Weiterberechnung an den Auftraggeber: Im Rahmen einer Vereinbarung kannst du deine tatsächlichen Aufwendungen (in der Regel die Nettobeträge) an den Auftraggeber weiterberechnen.

Beispiel: Du reist im Auftrag deines Kunden per Zug von Köln nach München. Das Zugticket kostet dich 100 Euro netto (107 Euro brutto mit 7 % Umsatzsteuer). Wenn vereinbart ist, dass Reisekosten weiterberechnet werden dürfen, kannst du diese 100 Euro netto auf deiner nächsten Rechnung an den Auftraggeber aufführen. Sofern deine reguläre Leistung voll umsatzsteuerpflichtig ist (19 %), wird nun auch auf das Zugticket bei der Weiterberechnung 19 % Umsatzsteuer erhoben.

Auslagenerstattung richtig managen

Die Auslagenerstattung ist ein wichtiger Aspekt im Unternehmensalltag, der sowohl für Mitarbeiter als auch für Arbeitgeber zahlreiche Vorteile bietet. Durch klare Richtlinien, transparente Kommunikation und sorgfältige buchhalterische Erfassung kannst du sicherstellen, dass Auslagen korrekt erstattet und gesetzliche Vorgaben eingehalten werden. Dies fördert nicht nur die Zufriedenheit der Mitarbeiter, sondern minimiert auch Risiken in Bezug auf Steuern und Sozialabgaben. Ein gut organisierter Erstattungsprozess trägt zur Effizienz deines Unternehmens bei und stärkt das Vertrauen zwischen Mitarbeitern und Management.

Abschließende Hinweise

  • Keine Buchung ohne Beleg: Achte darauf, dass für jede Auslage ein entsprechender Beleg vorliegt. Dabei gelten die gleichen Bedingungen für den Vorsteuerabzug und den Abzug als Betriebsausgabe wie sonst auch (Stichwort "Kleinbetragsrechnungen", an wen ist die Rechnung ausgestellt usw.).
  • Einzelne Erfassung: Belege sollten immer einzeln und kreditorisch erfasst werden. Die Summe der Auslagen wird dann dem Mitarbeiter erstattet, und alle dazugehörigen Belege werden dieser Erstattung zugewiesen.
  • Vorlagen nutzen: Viele Unternehmen haben Templates für Auslagenerstattungen mit entsprechenden Richtlinien und Betriebsvereinbarungen. Diese können zusammen mit den Belegen als ein Dokument erfasst werden.

Wir hoffen, dass dieser Leitfaden dir einen klaren Einblick in das Thema Auslagenerstattung gegeben hat. Indem du die beschriebenen Prinzipien und Tipps befolgst, kannst du sicherstellen, dass Auslagen korrekt und unkompliziert erstattet werden. Du hast Fragen oder brauchst Unterstützung? Wir helfen gerne weiter!